Vielfalt

Geld wird teilweise so eingesetzt, dass für unterschiedliche Aufgaben gegensätzliche Eigenschaften erforderlich werden. Wenn es nur eine Art von Geld geben soll, muss dessen Eigenschaftspalette gegenüber den Anforderungen so tolerant sein, dass auch Gegensätze akzeptiert werden können. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass es keine Anforderung geben darf, die dieses eine, monomonetäre Geld im Sinne aller der Geldbenutzer nicht ausreichend erfüllen kann! 

Die Anwendungen und Aufgaben, für die Geld in unserer Gesellschaft verwendet oder benötigt wird, stellen teilweise widersprüchliche Anforderungen an das Geld und an die bestehende Geldordnung. Es ist im Rahmen dieser Darstellung nicht möglich, alle verschiedenartigen Anwendungen und die damit verknüpften unterschiedlichsten Anforderungen an das Geld aufzuzeigen. Ein paar gegensätzliche Eigenschaften, die das bestehende Geld der globalen monetären Monokultur aufgrund von teilweise widersprüchlichen Anforderungen haben sollte, können hier nur kurz beschrieben werden.

Ein Anwender in der bestehenden Geldordnung möchte mit dem Geld des bestehen-den  Geldsystems möglichst schnell und global handeln. Dazu kauft er Geld in der Form einer Währung am Handelsplatz A und verkauft es nur Sekundenbruchteile später am Handelsplatz B auf der anderen Seite des Globus, da dort dieses Geld in der Form der verwendeten Währung beim Handel gerade einen höheren Wert erzielen kann. Diese Spielart im Umgang mit Geld kann auch noch weitergehende Formen annehmen: Der Auftraggeber für diese Handelsschritte hat das benötigte Geld nicht und lässt es zunächst bei einer Geschäftsbank in der Form eines Kredits erzeugen. Dann werden die entsprechenden Geschäfte beauftragt und – sofern dies erfolgreich durchgeführt wird – kann der Kredit zurückgezahlt werden. Damit wäre das kurzfristig erzeugte Geld wieder ins Nirwana zurückgeführt. Der ebenfalls erzeugte Gewinn ist allerdings aus dem Wertunterschied des Geldes zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten entstanden. Dieser Anteil des Geldes muss als Verlust von den jeweils lokalen Verkäufern und Aufkäufern getragen werden, der durch die lokalen und temporären Wertunterschiede des einen Geldes entsteht. Die Geldhändler sind daher an ständigen Wertunterschieden des Geldes interessiert.
Ein weiterer Benutzer von Geld in der bestehenden Geldordnung erhält monatlich den Lohn für seine entsprechend geleistete Arbeit. Er möchte einen Teil dieses Geldes möglichst sicher und mit bleibendem Wert so aufheben, dass er dessen Wert zu einem späteren Zeitpunkt verbrauchen kann. Dieser spätere Zeitpunkt wird durch Regeln zur Arbeitswelt festgelegt. Dieser Benutzer wird - von einem vorgegebenen Zeitpunkt an - keinen Lohn mehr erhalten. Er muss dann von dem Geldanteil zehren, den er für die Zeit nach dem Arbeitsleben aufgehoben, gespart oder angelegt hat.

Da es in der bestehenden Geldordnung keine Vielfalt gibt, soll das real existierende Geld dem Händler die Möglichkeit bieten, an Wertschwankungen Gewinne erzielen zu können. Das gleiche Geld soll aber auch dem auf einen konstanten Geldwert angewiesenen und bisher auch darauf vertrauenden Sparer oder Rentner die Möglichkeit bieten, Geld mit einem entsprechend bleibendem Wert als Wertspeicher zu verwenden.

Das derzeit bestehende Schuldgeld in einer globalen monetären Monokultur kann diese konträren Anforderungen und damit die „Quadratur des Kreises“ nicht leisten. Es ist daher zwingend erforderlich, auch in der bestehenden Geldordnung  eine kontrollierte Vielfalt an unterschiedlich strukturierten Geldarten einzurichten! 
Argumente gegen eine solche Vielfalt gründen meist auf einer eingegrenzten Sicht auf die Geldordnung und haben eher den Schutz bestehender Vorteile für begrenzte Nutzergruppen im Sinn. Sie verneinen häufig bestehende Nutzungskonflikte, um Machtverschiebungen zwischen den unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenartigen Nutzergruppen grundsätzlich als unnötig zu unterbinden.